Donnerstag, 24. Mai 2007

Muss hier denn alles so riesig sein...

So, da bin ich also gestern zum zweiten Mal den hiesigen riesigen Dimensionen und, ich muss es zugeben, meiner eigenen Naivität auf den Leim gegangen. Nur war es diesmal ein wenig schmerzhafter als bei den zwei Monster-Eiskugeln!
Was also war passiert?
Da ich derzeit Gefahr laufe arbeitstechnisch unter dem sog. "Bore-Out Syndrom" zu leiden (verwandt mit dem Burn-Out Syndrom, hier aber ist man ausgebrannt und erschöpft vor Langeweile. Das gibt es wirklich!) hieß es also Joggen! Am Montag und Dienstag sind mir noch Ausreden eingefallen, dies nicht zu tun (Montag meinte ich unbedingt Waschen zu müssen, und hab dann drei Unterhosen und vier Socken in die Maschine geschmissen...), Mittwoch aber leider nicht mehr. Daher dachte ich mir: "Läufst du erstmal 40-50 Minuten, dann kommt der Spaß von ganz alleine!" Gesagt, getan. Ich also ab in den Park, wo mich ein Kollege schon informiert hatte dass dieser doch "huuuuuuuuuge" sei, und den Wagen geparkt. Von da aus den Park mal grob überblickt (wer konnte da schon ahnen, dass sich Parks auch jenseits von Hauptstraßen fortsetzen können), alle Infoschilder erfolgreich gemieden und los ging's, immer in der Annahme, dass der Parcour wohl ein Rundkurs wäre. Ja nee, is klar...
50 Minuten und zwei Temporeduzierungen später:
Bisher hatte mich der "Rundkurs" nur in eine Richtung geführt, und zwar schnurstraks weg vom Startpunkt. Was also tun? Stretching-Pause (so heisst das bei den Joggern, wenn sie KO sind, dies aber nicht zugeben wollen) und Alternativen überlegen: Umdrehen? Zu peinlich den Joggern gegenüber, die man vorher mit selbstbewusstem Lächeln überholt hat, und das hieße ja mindestens 50 Minuten Rückweg! (Hätte ich das mal gemacht!) Karte lesen? Gute Idee, nur leider 50 Minuten zu spät. Der (zu) kurze Blick auf die Karte verriet mir, dass ich mich auf der roten Route befand, die in Summe 7,7 Meilen, also 12km lang war. OK, dann kommt jetzt wohl ne große Kurve und es geht direkt wieder zum Startpunkt! Das Tempo bisher war nicht überragend, aber wohl noch ne 5:30er Zeit (5:30min pro km), dann müsste ich ja in 15-20 Minuten wieder am Auto sein...
Weitere 40 Minuten später, es wurde so langsam dunkel:
Alter Schwede, lauf ich rückwärts oder was? Hier habe ich dann auch meine erste Gehpause eingelegt! Aber nur um mir die Kraft zu sparen, entweder bei Nacht endlich den so heissbegehrten Löwen zu erlegen (ihr wisst schon, für meinen Kamin) oder den anrückenden Gangstern entkommen zu können. Meine unterwegs verlorengegangene Lunge und die noch durchbluteten Reste meiner Füße zwangen mich dazu, mal einen genauen Blick auf die Karte zu werfen. Nach detaillierter Analyse der Himmelsrichtungen ("Nie ohne Seife waschen...")und Rekapitulation meines Laufweges ist mir dann aufgefallen, dass ich erst die Kinderroute gelaufen bin, welche dann auf die rote 7,7 Meilen Strecke führte. Oh my god...!
Weitere 20 Minuten später:
Eine Kreuzung! Eine Kreuzung! Wisst ihr wie schlimm Kreuzungen sind, wenn man auf dem Zahnfleisch geht und keine Ahnung hat wo man ist...???
Um das Ganze jetzt mal zu beenden: Ich habe mich anscheinend an der Kreuzung richtig entschieden, da ich dann nach knapp 2 Stunden und umgerechnet 19km Gewaltlauf wieder am Auto war (soviel zu "mal eben 40 Minuten joggen gehen").
Was lernen wir daraus?
- Mein GPS sollte auf jeden Fall auch in die (Turn-)hosentasche passen!
- Schilder sind zum Lesen da!
- Hier ist alles, aber auch wirklich alles, groß!

Was gibt es sonst noch zu berichten: Wochenende. Am Freitag, nach der obligatorischen Staffelstab-übergabe durch Thomas (wenn er in Helsinki um 4:00 Uhr aus dem Club fällt und seinen "Job" getan hat, ruft er mich an und übergibt mir den Staffelstab, da es bei mir dann 20:00 Uhr ist und ich übernehmen kann) ging es in den Bamboo Room, einen der angesagtesten Clubs in der Stadt. Und das geile daran ist, da kann ich hin laufen! Und das in den USA! Ich also dahin (der Club schockt mal richtig) und da auch nicht viel Zeit alleine verbracht, sondern mit so ner mexikanischen Geburtstagstruppe in nem VIP-Glasraum über der Tanzfläche mal ordentlich gerockt!
Samstag war dann Katerstimmung, aber nach 15 Stunden Couch hatte ich Rückenschmerzen und musste noch mal raus. Bin dann mit nem Kollegen ins Kasino, welches hier auf einem Boot ist, da es im Staate Illinois verboten ist, Kasinos auf dem Festland zu betreiben. Na ja, Amerika halt...
So, das waren die News von mir, der Post ist vielleicht nen bißchen lang geraten, aber das Jogging-Erlebnis habe ich noch nicht so wirklich verarbeitet (auch dank des Muskelkaters). Jetzt freue ich mich riesig auf New York, über das dort Erlebte werde ich euch nächste Woche informieren.

Euch alles Gute und besten Gruß
Otti

1 Kommentar:

Willy130683 hat gesagt…

Nicht schlecht und ich dachte ich wäre der einzige der so blöd ist ;)
Ähnliche Geschichte ist mir nämlich auch in München passiert, als ich noch außerhalb in Oberhaching gewohnt habe wollte ich auch nur mal ne kleine Runde im Perlacher Forst drehen.
Dort gab’s aber nicht mal Schilder, dachte ich kann mich ganz gut auf meinen Orientierungssinn verlassen. Tja aber die Odyssee endete auch erst nach 1,5h und ka wie viel km, an meinem Fahrrad das ich am Waldrand abgestellt hatte.
War noch nie so froh mein altes schrott Fahrrad zu sehen ;)
Achja und das Bore-Out Syndrom habe ich auch in meiner Praktikumszeit in München sehr gut kennengelernt.
Aber denke das wird schon bei dir.

Gruß
Sebatian